Donnerstag, 29. Dezember 2011

Würzburger Dom - über und unter seinen Dächern

Viel wurde in letzter Zeit geschrieben über die jüngsten Renovierungsarbeiten im Inneren des Würzburger Doms. Siehe Main-Post-Artikel  (schöne Fotos von Obermeier) vom 28. Dezember 2011

Diese Renovierungsarbeiten betreffen zurzeit auch das nach dem 2. Weltkrieg teilweise neuaufgebaute und re-romanisierte Längsschiff des Doms. Aber auch das nach dem Krieg noch erhaltene barocke Querschiff, welches man 1987 und 1988 letztmalig renoviert hatte,  wurde nun in die umfassenden Innenrenovierungsarbeiten mit einbezogen.

Eigentlich war auch das Längsschiff zur Domstraße hin noch kurz nach dem Bombardement vom 16. März 1945 trotz abgebrannten Dachstuhls in seiner barocken Ausstattung von 1701  großteils erhalten geblieben. Ein eilig neu aufgebauter Dachstuhl sollte das innere Gewölbe vor Wind und Wetter schützen - doch es kam anders. Am  20. Februar 1946 stürzte fast das gesamte Längsschiff ein.

Nach vielen und heftigen Diskussionen über die Art und Weise des Wiederaufbaus entstand ein schlichter sogenannter "neo-romanischer" Neubau, der 1967 fertiggestellt wurde.
Der Besucher des Doms sollte von der Domstraße kommend beim Betreten einen dunklen und bedrückenden Dom  vorfinden, der Ausdruck für Krieg und Untergang sein sollte, dann im hinteren Teil sollte das noch helle und geradezu freudig triumphierende, barockisierte Querschiff Hoffnung und Wiedergeburt verkörpern.


Glücklicherweise wurde beim Wiederaufbau die Außenfassade zur Domstraße hin, nur mit einer Bimssteinmauer verblendet. So konnte im Jahre 2004 - 2006 im Zuge der Außenrenovierung des Doms dieses aufgeblendete Gemäuer wieder entfernt werden. Zum Vorschein kam im großen Teilen wieder die herrliche Vorkriegsfassade des Doms. Dabei wurden auch die Fensterrose, die dreigliedrige Galerie und die Uhrenöffnung wieder freigelegt.


Auch wenn Fensterrose und die dreigliedeige Galerie ohne wirkliche Fenster blieben, weil im Inneren die neue Domorgel einen Fensterausschnitt verhinderte, ein Gewinn für den Dom, die Domstraße und das gesamte Stadtbild war diese "Neugestaltung" des Doms allemal.

Aber was geschah eigentlich mit den teils geborgenen und teils abgebauten Überbleibseln aus dem barocken Längsschiff des Doms?

Einige Teile, wie z. B. das über dem Eingangsportal angebrachte Relief wurden in der Krypta, neben Fragmenten aus der Frühzeit des Doms ausgestellt.
Viele Teile von alten barocken Skulpturen des im Jahre 1946 eingestürtzen Längsschiffs lagern unterdessen heute unter dem Dach des vor etwa 45 Jahren neu  aufgebauten Dachstuhls und warten dort vielleicht ewig auf eine Wiederverwendung.