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Samstag, 13. Oktober 2012

Abriss des dritten Würzburger Lokschuppen

Das Ende des Würzburger Ringlokschuppens  (Haus3).
Und wieder ein Stück des "alten" Würzburgs dahin.

Zwar war dieser nach dem 2. Weltkrieg wieder neu aufgebaute Lokschuppen in seiner Substanz großteils nicht wirklich sehr alt und stand leider auch auf keiner Denkmalliste, aber es ist einfach schade für so einen fast schon monumentalen Bau, in dem irgendwie auch noch ein Hauch vom Zeitalter der frühen Industrialisierung liegt.









Würzburg besaß einst drei dieser halbrunden Lokschuppen (Lokrotunden).
Erbaut wurden sie in den 90ziger Jahren des 19.Jahrhunderts. Die drei halbrunden Lokschuppen waren achsial ausgerichtet auf den 1865 errichteten zweiten Würzburger Bahnhof. Dieser Bahnhof wiederum mit seiner Achsensymmetrie war ausgerichtet über den Bahnhofsvorplatz und Kiliansbrunnen, vorbei am Kaisergärtchen hinunter zur Kaiserstraße.
Diese große Achse, als "großzügiges Einfallstor" quasi gedacht für Besucher und Zugreisende sollte ehemals sogar verlängert werden bis hin zur Wilhelmstraße (nähe Oberer Markt).










Die 3 Würzburger Lokrotunden wurden im 2. Weltkrieg teils schwer getroffen. Haus 1 und 2 konnten relativ schnell wieder in Stand gesetzt werden.

Lokschuppen 1 steht unter Denkmalschutz und wurde vor einigen Jahren restauriert. Drehscheibe mit Geleisen sind erhalten. Der Bau ist teilweise an Firmen vermietet und wird nur noch teilweise von der Deutschen Bahn genutzt.
Lokschuppen 2 wurde bereits in den 50ziger Jahren abgerissen, die Drehscheibe mit Geleissträngen ist aber noch vorhanden.
Lokschuppen 3 dagegen, im Krieg offensichtlich am stärksten getroffen, wurde 1948 in verlängerter Form wiederauf- bzw. angebaut, so dass auch längere Dampfloks, später Dieselloks hier Platz zur Wartung finden konnten.
Die Dachkonstruktion aus Stahl und Holz kam ohne Stützen und Pfeiler im Innenraum aus.
Der kolossale Eindruck des riesig wirkenden Innenraumes wurde verstärkt durch das von oben einfallende Licht, das durch Fenstergaden des zusätzlich erhöhten Dachstuhls einfiel.

Es gab viele Pläne und auch Überlegungen um diesen dritten und größten Würzburger Lokschuppen zu retten bzw. anderweitig zu nutzen. Weder Gastronomie, Ausstellungs- noch Veranstaltungshalle konnten realisiert werden.
Der Lokschuppen wurde 20 Jahre dem Verfall preisgegeben und nun innerhalb weniger Wochen wegen Pestizidrückständen in der Bausubstanz abgerissen.
Eine angebliche Gefährdung des Trinkwasser, wie von der Deutschen Bahn behauptet, konnte aber nie nachgewiesen werden.
Die Zukunft des Areals bleibt indes erst einmal genauso nebulös.
Bei den Abbrucharbeiten wurde auch die komplette Geleisanlange inkl. Drehscheibe im Vorfeld entfernt.








Ein schönes Luftbild aus den 60ziger Jahren kann man hier ansehen >>>

Bausubstanz die sogar den Krieg überlebt hat gab es reichlich um den Würzburger Hauptbahnhof.
So sieht man auf der Luftaufnahme noch das alte Bahngebäude links neben dem Bahnhof - später abgerissen und durch das Posthochhaus ersetzt. Nicht ganz im Bild mehr neben dem Kaisergärtchen stand damals auch noch das Buchnerische Palais - 1970 abgerissen, heute moderner 70ziger Jahre Bau (Modehaus C&A).









Donnerstag, 12. Juli 2012

Der Schenkenturm in Würzburg


Im Norden Würzburgs gelegen steht der Schenkenturm seit nunmehr über 700 Jahren auf dem Roßberg.

Aus Urkunden geht hervor, dass der Bergfried 1275 innerhalb von 4 Monaten in Mitten der Burganlage der Schenken von Rossenberg errichtet wurde, welche hier einige Jahre zuvor mit den Bau ihrer Burg begannen.

Wie der Turm besaß auch die gesamte Burganlage einstmals einen quadratischen Aufbau. Von der Burg ist allerdings nicht mehr viel erhalten.

Das Ende der Burg kam, wie bei so vielen Burgen im fränkischen Raum zur Zeit des Bauernkrieges 1525. Burgherr samt dem meisten Gefolge waren zur Verteidigung der nahen fürstbischöflichen  Festung Marienburg abkommandiert und mussten wahrscheinlich hilflos zusehen wie die Burg durch aufgebrachte Bauernhorden in Brand gesteckt wurde.








Nach dem Krieg wurde die Anlage wahrscheinlich wieder um das Jahr 1600 im bescheidenen Maße aufgebaut und war fortan unter dem Namen Schenkenschloß bekannt.
In den darauf folgenden Jahrhunderten verfällt dieses Schloß aber zusehens und wird von Bewohnern der Umgebung als willkommener Steinbruch genutzt.








So gibt es außer dem Bergfried heute nur noch geringe, teils wieder rekonstruierte Mauerreste zu erkunden.
Vor einigen Jahren wurden die verschütteten Kellergewölbe bei umfangreichen Grabungsarbeiten wieder freigelegt.

Auch der Burggraben ist heute noch gut sichtbar. Im Nordabschnitt des Grabens finden sich Mauerreste an der ehemals eine Zugbrücke in die Burg führte.


Heute kann man bequem die Burgruine vom Westen aus über eine vor einigen Jahren neue errichtete, überdachte Holzbrücke begehen.

Der Turm wurde mehrmals restauriert – dabei erhielt er auch sein heutiges Aussehen mit den aufgemauerten Zinnen. Früher war er mit einem Zeltdach bedeckt und hatte seinen Zugang über eine noch heute sichtbare Türöffnung in 10 Meter Höhe.
1879 wurde der Turm als Aussichtsturm für jedermann zugänglich durch eine neue ebenerdige Türe. Im Innern wo einstmals Holzleitern die einzelnen herausgebrochenen Geschossdecken aus Holz verbanden wurde eine Steintreppe eingebaut.
Heute ist der Turm bei schönen Wetter von April – Oktober in der Regel jeden Sonntag geöffnet.

Seit Ende der 90ziger Jahre kümmern sich die Ritter von Schenken um den Erhalt Burgruine. Außerhalb des Burggrabens wurde eine Ritterschenke errichtet, die gelegentlich auch geöffnet hat, besonders natürlich zu Anlässen wie den alljährlichen Ritterschlag im September eines jeden Jahres.

Einen Steinwurf entfernt ist fast ganzjährig an das Ristorante Mandino geöffnet, hier kann man bei schönem Wetter im Freien schlemmen mit herrlichen Blick hinunter in die Stadt und hinüber zur Festung Marienberg. Unmittelbar daneben herrscht bei schönen Wetter auch reger Betrieb am FlugsportplatzSchenkenfeld.

Weiter Infos und Bilder zur Burgruine Schenkenturm gibt es auch hier >>>


Mittwoch, 11. Juli 2012

Ehemalige Bürgerbräu Würzburg


Architektur pur aus dem 19. Jahrhundert, welche zudem noch den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden hat findet sich nur noch selten in Würzburg.

Am Ende der Frankfurter Straße kurz vor dem Zeller Bock findet man sie noch heute, auf dem Areal der ehemaligen „Bürgerbräu Würzburg“ und dies sogar noch teilweise im unverfälschten Zustand, ohne größere Um- und Anbauten späterer Jahre.


Der Ursprung dieser Brauerei reicht fast 200 Jahre zurück. 
Alles begann damals im nahen Zell am Main. Dort gründete der Weinhändler und Zeller Schultheiß Kilian Lauck die Sudstätte „Brauhaus Zell am Main“.

1832 verkauft dieser seine Brauerei an Michael Böhnlein, der kurz darauf einen Bierkeller in Würzburgs Frankfurter Straße errichten ließ. Die Grundlage für eine spätere Verlegung der Brauerei nach Würzburg war geschaffen. Zu dieser Zeit gab es in Würzburg 9 Brauereien und mehr öffentliche Bierkneipen als Weinschenken.

1840 geht die Brauerei in Besitz des Kaufmanns Karl Anton Kinzinger über. Zusammen mit seinen neuen Teilhaber Gustav d` Hengelière erwarb er 1877 etwa 20 Hektar für den Neubau der Brauerei in Würzburg. 1886 ist die Umsiedlung nach Würzburg abgeschlossen.

1894 wird die Brauerei in eine GmbH umgewandelt und heißt nun „Kinzinger & d` Hengelière Bürgerliches Brauhaus Würzburg-Zell GmbH“. Das Bürgerbräu-Bier aus Würzburg wird nun weltweit vertrieben.

Nach dem 2. Weltkrieg sind „Bürgerbräu“ und „Würzburger Hofbräu“ die beiden letzten verbliebenen Brauereien im Stadtgebiet.

1972 erfolgte die Übernahme durch die „Patrizier Bräu Nürnberg“, damit war der Name „Bürgerbräu Würzburg“ bereits Geschichte.

1986 feierten die damals noch 120 Mitarbeiter „100 Jahre Brautradition in Würzburg“.

Noch wurden 300.000 Hektoliter im Jahr produziert, aber das Ende der Brauerei stand unmittelbar bevor.
1989 lief die letzte Flasche „Patrizier Bräu Würzburg" vom Band.

Seit dem gibt es nur noch eine Brauerei ist Würzburg, aber auch der „Würzburger Hofbräu“ droht heute eine Übernahme, auch wenn natürlich weiter hier Bier gebraut wird, so könnte doch bald die Etikettierung „Würzburger Hofbräu“ verloren gehen.

Anfang der 90iger Jahre kaufte die Stadt Würzburg die verlassene Brauerei auf, welche seit dem nun offiziell wieder „Bürgerbräugelände“ heißt. Im Laufe der Zeit ziehen nun verschiedene Einrichtungen, Vereine und Künstler ein. So wurde zumindest ein Teil der Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt, obgleich natürlich einige Gebäudeabschnitte auch weiterhin leer standen.







In der repräsentativen ehemaligen Direktoren-Villa am Eingangsbereich zur Frankfurter Straße hin, siedelte sich das Siebold-Museum-Würzburg an.

Neben den einstigen Maschinenhaus hat sich in leerstehenden Lagerhallen der einmal im Monat statt findende Würzburger Bauernmarkt etabliert.


Im alten Arbeiterwohnhaus kam das Theater-Ensemble Würzburg unter. Oberhalb des Arbeiterwohnhauses wurde am Hang deswegeb eine Freilichtbühne errichtet, allerdings ist diese heute schon etwas baufällig geworden.


Im ehemaligen Pferdestall befindet sich heute der Verkauf und die Verwaltung der Sektkellerei Höfer. Auch Teile der Gewölbekeller werden heute zur Gärung und Lagerung des Sektes verwendet.

In den ehemaligen Fasshallen hat sich ein Fittnesscenter und ein Basketball-Zentrum eingerichtet.






Am östlichen Ende des Areal hin zum angrenzenden "Zeller Bock" befanden sich einst Pichlerei, Büttnerei, und Küferei. Dort wo einst Holzbierfässer hergestellt bzw. wieder in Stand gesetzt wurden zog 1992 das Autonome Kulturzentrum Würzburg  (AKW) ein. 
Aber auch das ist seit ein paar Jahren schon Geschichte. Wo einst das AKW seine Disco bzw. seinen Konzertraum hatte, ist vor kurzem das Architektur-Büro Breunig eingezogen, einer der neuen Besitzer des Areals.

Ende 2011 erwarben der Architekt Breunig und der Betriebsleiter Höfer der gleichnamigen Sektkeller große Teile des Bürgerbräugeländes von der Stadt Würzburg.
Großes Pläne wurden seit dem geschmiedet – innerhalb der nächsten 10 Jahre soll hier abschnittweise vieles umgebaut und erneuert werden und alles – und das ist die gute Nachricht - unter Wahrung des Flairs und der Architektur des 19. Jahrhunderts.

Ein Kreatives Dienstleistungszentrum soll hier entstehen. Viele Künstler und Handwerker sollen zusätzlich auf dem Gelände ihren Platz finden, ebenso Gastronomie und ein Hotel.
Man darf gespannt sein....


Freitag, 23. März 2012

Letzte Kriegsruinen und Kriegsspuren in Würzburg

Hier eine kleine Fotoserie über letzte noch sichtbare Spuren des 2. Weltkriegs in Würzburg.

Noch vorhandene Kriegsruinen und Überbleibsel der Luftangriffe vom Februar und März 1945 finden sich vor allem in den Stadtteilen Sanderau und Mainviertel.

Doch auch in der Altstadt lassen sich noch interessante, wenn auch wenige Spuren ausfindig machen.









Zunächst zum Mainviertel mit der wohl augenblicklich bekanntesten Kriegsruine "Alte Kasernenstraße". Ihre noch vorhanden Mauerreste begrenzen heute einen Parkplatz.

Einige Außenmauerreste von ehemaligen Wohnhäusern finden sich noch in der "Tellsteige".

Wie kunstvoll nachträglich angesetzt und als zierende Abgrenzung hin zum Nachbarhaus wirkt eine Bruchsteinmauer mit Fenstergewölben im Bereich der "Neydeckstraße".
Eigentlich kann man hier nicht mehr wirklich von einer Ruine sprechen. In Nachkriegsbauten integrierte alte Torbögen und einfügte alte Mauerfragmente finden sich immerhin noch sehr viele in Würzburg und wären eigentlich einen separaten Blog-Beitrag würdig.


Im Stadtteil Sanderau befinden sich noch viele Hausruinen in abzweigenden Straßen und Gassen der Sanderstraße.
So auch eine lange Außenmauer in der "Badergasse" mit teils zugemauerten Fensterhöhlen.


Auf einer stark verwilderten Baulücke der "Rosengasse" stößt man noch auf Kellergewölbe und wenige Mauerreste.


Zwei kleine Grundstücke mit Mauerresten und teils verschütteten Kellergewölben existieren noch in der "Korngasse".
Gleich nebenan Ecke "Reuerergasse" dienen letzte Mauerreste als Parkplatzbegrenzung. In der "Reuerergasse" selbst steht noch eine schmale Ruine mit einem zumauerten großen Fenster, vielleicht ein ehemaliges Schaufenster?























Kriegsspuren in Würzburgs Altstadt zu finden ist gar nicht so einfach, denn hier wurden nach dem Krieg ganze Straßenzüge der zu 90 % zerstörten Innenstadt systematisch eingelegt, Straßenführungen verbreitert und geändert, kurz um es wurde aufgeräumt.

Eine letzte echte Hausruine liegt nahe am Stadttheater in der "Huebergasse" Das Grundstück ist heute ein willkommener Parkplatz. Noch mächtige alte Außenmauern mit zugemauerten Fenster- und Türhöhlen grenzen diesen Stellplatz zu den Nachbargrundstücken ab.


Keine Ruine, aber dennoch wirkt „Ewalds Antiquitätenladen“ in der "Grabengasse" wie ein Überbleibsel aus unmittelbarer Nachkriegszeit. Aber die Tage dürften wohl gezählt sein für diesen kleinen urigen notdürftig wieder in Stand gesetzten Bau, wie man so hört.


Einschusslöcher und Löcher von Bomben- und Granatsplittern lassen sich heute noch u. a. feststellen am ersten Brückenbogen der Alten Mainbrücke auf der Altstadtseite.
Ob diese Abplatzer und Löcher verursacht wurden durch den britischen Luftangriff vom 16.3.45, bei der Brückensprengung durch zurückgehende Deutschen Wehrmachtseinheiten am 1.4.45 oder bei der Eroberung der Stadt durch US-Truppen ein paar Tage später ist nicht mehr nachvollziehbar.



Eindeutig vom Datum zuzuordnen sind dagegen die meisten der noch vorhandene Beschädigungen am Mauerwerk des Juliusspitals.
Beim letzten von insgesamt vier Angriffen mit Luftminen ging unter anderem eine dieser 2000 KG schweren Riesenbomben am 19. Februar 1945 in der oberen Juliuspromenade in unmittelbarer Nähe zum Spital nieder.


Die Detonation war so groß, dass der rechte Flügel des Juliusspitals zur Straßenfront hin teilweise einstürzte. .


Fast über die gesamte Länge des Mauersockels lassen sich noch heute große und kleine Einschlaglöcher finden.

Auch am dekorativen Mitteltrakt und Eingangsbereich des Spitals finden sich viele Einschusslöcher. 
Hier kann es auch möglich sein, dass diese Löcher verursacht wurden durch Beschuss mit Infanteriewaffen. Schließlich wurde Anfang April 1945 fast eine Woche lang noch um die Ruinenlandschaft Würzburgs erbittert gekämpft.