Architektur pur aus dem 19.
Jahrhundert, welche zudem noch den 2. Weltkrieg unbeschadet
überstanden hat findet sich nur noch selten in Würzburg.
Am Ende der Frankfurter Straße kurz
vor dem Zeller Bock findet man sie noch heute, auf dem Areal der
ehemaligen „Bürgerbräu Würzburg“ und dies sogar noch teilweise
im unverfälschten Zustand, ohne größere Um- und Anbauten späterer
Jahre.
Der Ursprung dieser Brauerei reicht
fast 200 Jahre zurück.
Alles begann damals im nahen Zell am Main.
Dort gründete der Weinhändler und Zeller Schultheiß Kilian Lauck
die Sudstätte „Brauhaus Zell am Main“.
1832 verkauft dieser seine Brauerei an
Michael Böhnlein, der kurz darauf einen Bierkeller in Würzburgs
Frankfurter Straße errichten ließ. Die Grundlage für eine spätere
Verlegung der Brauerei nach Würzburg war geschaffen. Zu dieser Zeit
gab es in Würzburg 9 Brauereien und mehr öffentliche Bierkneipen
als Weinschenken.
1840 geht die Brauerei in Besitz des
Kaufmanns Karl Anton Kinzinger über. Zusammen mit seinen neuen
Teilhaber Gustav d` Hengelière erwarb er 1877 etwa 20 Hektar für
den Neubau der Brauerei in Würzburg. 1886 ist die Umsiedlung nach
Würzburg abgeschlossen.
1894 wird die Brauerei in eine GmbH
umgewandelt und heißt nun „Kinzinger & d` Hengelière
Bürgerliches Brauhaus Würzburg-Zell GmbH“. Das Bürgerbräu-Bier
aus Würzburg wird nun weltweit vertrieben.
Nach dem 2. Weltkrieg sind „Bürgerbräu“
und „Würzburger Hofbräu“ die beiden letzten verbliebenen
Brauereien im Stadtgebiet.
1972 erfolgte die Übernahme durch die
„Patrizier Bräu Nürnberg“, damit war der Name „Bürgerbräu
Würzburg“ bereits Geschichte.
1986 feierten die damals noch 120
Mitarbeiter „100 Jahre Brautradition in Würzburg“.
Noch wurden 300.000 Hektoliter im Jahr
produziert, aber das Ende der Brauerei stand unmittelbar bevor.
1989 lief die letzte Flasche „Patrizier
Bräu Würzburg" vom Band.
Seit dem gibt es nur noch eine Brauerei
ist Würzburg, aber auch der „Würzburger Hofbräu“ droht heute
eine Übernahme, auch wenn natürlich weiter hier Bier gebraut wird,
so könnte doch bald die Etikettierung „Würzburger Hofbräu“
verloren gehen.
Anfang der 90iger Jahre kaufte die
Stadt Würzburg die verlassene Brauerei auf, welche seit dem nun
offiziell wieder „Bürgerbräugelände“ heißt. Im Laufe der Zeit
ziehen nun verschiedene Einrichtungen, Vereine und Künstler ein. So
wurde zumindest ein Teil der Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt, obgleich natürlich einige Gebäudeabschnitte auch weiterhin leer standen.
In der repräsentativen ehemaligen Direktoren-Villa am Eingangsbereich zur Frankfurter Straße hin, siedelte sich das Siebold-Museum-Würzburg an.
Neben den einstigen Maschinenhaus hat
sich in leerstehenden Lagerhallen der einmal im Monat statt findende
Würzburger Bauernmarkt etabliert.
Im alten Arbeiterwohnhaus kam das
Theater-Ensemble Würzburg unter. Oberhalb des Arbeiterwohnhauses
wurde am Hang deswegeb eine Freilichtbühne errichtet, allerdings ist
diese heute schon etwas baufällig geworden.
Im ehemaligen Pferdestall befindet sich
heute der Verkauf und die Verwaltung der Sektkellerei Höfer. Auch
Teile der Gewölbekeller werden heute zur Gärung und Lagerung des
Sektes verwendet.
In den ehemaligen Fasshallen hat sich
ein Fittnesscenter und ein Basketball-Zentrum eingerichtet.
Am östlichen Ende des Areal hin zum
angrenzenden "Zeller Bock" befanden sich einst Pichlerei, Büttnerei,
und Küferei. Dort wo einst Holzbierfässer hergestellt bzw. wieder
in Stand gesetzt wurden zog 1992 das Autonome Kulturzentrum Würzburg (AKW) ein.
Aber auch das ist seit ein paar Jahren schon Geschichte.
Wo einst das AKW seine Disco bzw. seinen Konzertraum hatte, ist vor kurzem das
Architektur-Büro Breunig eingezogen, einer der neuen Besitzer des
Areals.
Ende 2011 erwarben der Architekt
Breunig und der Betriebsleiter Höfer der gleichnamigen Sektkeller
große Teile des Bürgerbräugeländes von der Stadt Würzburg.
Großes Pläne wurden seit dem
geschmiedet – innerhalb der nächsten 10 Jahre soll hier
abschnittweise vieles umgebaut und erneuert werden und alles – und
das ist die gute Nachricht - unter Wahrung des Flairs und der
Architektur des 19. Jahrhunderts.
Ein Kreatives Dienstleistungszentrum
soll hier entstehen. Viele Künstler und Handwerker sollen zusätzlich
auf dem Gelände ihren Platz finden, ebenso Gastronomie und ein
Hotel.
Man darf gespannt sein....
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