Donnerstag, 21. Juli 2011

Versöhnungskirche in Zell am Main

Unweit vom heute noch erhaltenen "Kloster Oberzell am Main" entstand gegen Ende des 12. Jahrhunderts das Kloster Unterzell als reines Frauenkloster, welches aber weiterhin von der Männerabtei Oberzell verwaltet wurde.
Als einer der ältesten Reste aus dieser Zeit des Klosters Unterzell kann man die unteren Geschosse des heute noch erhaltenen Kirchturms der Versöhnungskirche annehmen.
Die damalige Klosterkirche war auch Begräbniskirche der Adelsfamilie "Schenken vom Roßberg" , die unweit davon ihre Burganlage hatten.

Im  Bauernkrieg 1525 wurde Kloster Unterzell schwer verwüstet und war daraufhin lange Zeit verwaist und verfiel. Unter Fürstbischof Julius Echter wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Kloster wiederbelebt und neu aufgebaut.

Traurige Berühmtheit erlangte das Kloster im Zuge der Hexenprozesse in Deutschland. Die Subpriorin Renata Singer aus Unterzell wurde 1749 als eine der letzten Hexen in Deutschland auf der Würzburger Festung hingerichtet.

Nach der Säkularisation im Jahr 1803 wurde das Kloster vom Bayerischen Staat aufgehoben und verkauft.  1825 kaufte der Bauer A. Steigerwald die Kirche und baute sie im Erdgeschoss aus zu Stallungen und im ersten Stock zur Wohnung.  

Am 31. März 1945 brannte die Anlage nach einem amerikanischen Luftangriff völlig aus.

Die Kirche blieb zunächst Ruine und wurde 1968 von der evangelischen Gemeinde erworben. Sie wurde nun notdürftig teilweise wieder aufgebaut. Seit 1971 dient der ehemalige Chorraum als eigentlicher Kirchenraum der "Versöhnungskirche Zell". Das große Längsschiff der Kirche blieb dagegen bis heute Ruine.
Von der ehemaligen Klosteranlage sind auch noch Umfassungsmauern und auch Zugangstore in Resten erhalten.

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Montag, 11. Juli 2011

Ruinen in Würzburg: Romantisches Jugendstil-Gartenhaus

Eine kaum bekannte Ruine befindet sich im Würzburger Stadtteil Zellerau an der Grenzgemarkung zu Höchberg. Der im typischen Jugendstil wohl um 1900 erbaute 2-geschossige Backsteinbau befindet sich auf dem Weg "Zur Zeller Waldspitze"

Wahrscheinlich wurde es zunächst als nobles Gartenhaus für Wochenendausflüge genutzt.

Von hier aus hatte man wohl einstmals auch einen schönen Ausblick hinüber zur Steinburg und über die ganze Zellerau bis nach Veitshöchheim.

Nach dem 2. Weltkrieg diente es zunächst einige Jahre als Notunterkunft für ausgebombte Würzburger. Eindrucksvoll auch heute noch, ist der für die Größe des Hauses überdimensionale Balkon. Die Gartenanlagen rund um dem Haus wurden schon vor langer Zeit aufgegeben. Heute ist die Gegend meist dicht bewaldet.

Im Innern wurde in den letzten Jahren durch Vandalismus und Brandschatzung die Geschossdecke und die letzten Reste des Daches weitestgehend zerstört.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Bismarckturm Würzburg - Modell "Götterdämmerung"

Kaum mehr beachtet und von den Stadtvätern schon lange vergessen liegt oberhalb der Weinberge "Am Stein" der Würzburger Bismarckturm. Heute ist das Bismarckwäldchen um den Turm ein Naherholungsgebiet, das man zu Fuß aus über den Stadtteil Grombühl (Rotkreuzsteige) erreichen kann.
Um den Gründer des 2. Reiches zu ehren wurden besonders in der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. (1888 - 1918) zahlreiche Bismarcktürme errichtet oder schon bestehende Türme umbenannt. Am Ende mag es wohl im Deutschen Reich der 20er und 30er Jahre an die 240 Türme geben haben.
Bismarcktürme wurden einerseits als Aussichtstürme konzipiert, andererseits auch als Feuertürme/Feuersäulen erbaut.
Es gab viele verschiedene Entwürfe und Bauformen von Bismarcktürmen. Die wohl bekannteste und am häufigsten zur Ausführung gekommen Form ist das Modell "Götterdämmerung".
Auch in Würzburg entschied man sich für diese Variante.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete Prof. Dr. Oskar Schultze einen Verein zur Errichtung einer Bismarck-Feuersäule in Würzburg. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch  vom Kommerzienrat und Baumeister J.E. Weber unter der Regie des Architekten Franz Ostberg.
Die Grundsteinlegung und Fertigstellung des Turm erfolgte im Jahre 1905. Als Baumaterial wählte man Muschelkalk aus Steinbrüchen vor den Toren Würzburgs.
Noch heute trägt der 15 Meter hohe Turm eine gusseiserne Feuerschale mit 2,5 m Durchmesser, welche von einem Werk in Eisennach gefertigt wurde. Die Eingangstüre ziert auch heute noch ein Relief mit Reichsadler und Schlange, welches von dem Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig gefertigt wurde.

Im Innern des Turmes führen steinerne Treppen hinauf zur Plattform.Wie es heute genau im Innern des Turmes aussieht weiß wohl niemand. Eine massive Eisentüre mit zusätzlichen Streben verschweißt soll den Eingang scheinbar für die Ewigkeit verschließen. Denkmahlschutz auf Würzburger Art und gleichzeitig der einzigste Beitrag der Stadt Würzburg zur Sicherung des Turmes in jüngerer Geschichte.
Im Innern des Turmes sollen Fledermäuse ihr Quartier aufgeschlagen haben, in dessen wachsen auf der Aussichtplattform schon kleine Bäumchen.
Vor Jahren wurden immerhin auf Initiative des Verschönerungsvereins Würzburg die Bäume und Sträucher zur stadtgewandten Seite entfernt. So kann man wenigstens, wenn schon nicht vom Turm herunter, zumindest wieder auf den Turm hinaufblicken.


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